Bernhard Holtmann und Familie sind Teil der Rettungscrew – Willkommen an Bord!

Wir danken herzlich Herrn Bernhard J. Holtmann aus Neumünster, der nun Teil der Rettungscrew des Marine-Ehrenmals in Laboe ist und mit seiner großzügigen Spende zur Turmsanierung beigetragen hat! Den Hintergrund seiner Verbundenheit zum Marine-Ehrenmal möchten wir gerne mit euch teilen. Er schrieb uns:

 

Tja, worin besteht meine persönliche Verbindung zum Ehrenmal der Marine in Laboe?

Da musste ich tatsächlich nicht allzu lange nachdenken, als ich die E-Mail vom Marinebund in meinem Postfach fand, mit der ich gebeten wurde, ein paar Worte zu meiner persönlichen Motivation für meine Zuwendung zur baulichen Ertüchtigung des Turms zu schreiben. Tatsächlich ist diese Verbindung eine ziemlich intensive, und vor allem eine, die schon sehr lang andauert. Sie ist im Laufe der Jahre immer weitergewachsen, und der Tag des Beginns dieser besonderen Beziehung wiederholt sich in diesem Jahr zum dreißigsten Mal.

Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts lebte ich seit einigen Jahren als aus Ostwestfalen zugezogener Neubürger in Schleswig-Holstein, zunächst in Elmschenhagen, dann in Neumünster. Nicht ich allein, auch meine Frau und meine beiden Söhne, die nach unserem Zuzug beide in Kiel das Licht der Welt erblickt hatten.

Letztere waren manchmal ziemlich lebhaft, und besonders vor Weihnachten, vor allem am Heiligabend, hielten sie die Spannung bis zur abendlichen Bescherung manchmal kaum aus. Da war Ablenkung gefragt.

So kam ich auf die Idee, Heiligabend einen Ausflug mit Ihnen zu machen. Meine Frau wollte in der Zeit ihre Festvorbereitungen vorantreiben und freute sich über ein wenig Freiraum. Ich lud die beiden also ins Auto, und wir fuhren los. Immer der Nase nach, zunächst Richtung Kiel, dann durch Kiel aufs Ostufer, weiter die Förde hoch, und am Ende landeten wir in Laboe.

Da könnten wir doch jetzt eigentlich noch hoch, dachte ich angesichts des Turms, der sich vor uns erhob. Mein großer, trotzdem aber noch ziemlich kleiner Sohn war sofort einverstanden, und der Kleine, der gerade erst laufen gelernt hatte, war noch nicht stimmberechtigt. Der Aufzug brachte uns bis fast nach ganz oben, die letzten Meter ging es zu Fuß weiter auf die höchste Plattform. Der Blick über die Außenförde von dort oben, damals noch ohne Metallkorb, war erhebend. Außer uns war niemand da.

Der Rückweg führte uns durch die Probstei wieder nach Hause. Dort verging die restliche Zeit bis zur abendlichen Bescherung jetzt wie im Fluge. Meine Frau hatte ihre Vorbereitungen entspannt zu Ende gebracht und der gemütliche Teil des Weihnachtsfestes begann. Die Mission Kinderablenkung wurde von allen als erfolgreich verbucht.

Im Jahr darauf am Heiligabend wieder die gleiche Frage: was sollen wir machen, uns ist so langweilig! Die Antwort: ab ins Auto, wir fahren wieder nach Laboe.

Im Jahr darauf das gleiche Spiel. Jetzt aber schon zu fünft: mein Jüngster hatte seinen besten Freund von der Teilnahme überzeugt. Dessen Eltern waren froh über diese unerwartete Möglichkeit der entspannten Festvorbereitung, und dessen ältere Schwester langweilte sich ohne ihren kleinen Bruder und stieg ebenfalls zu. Im Jahr darauf brachten die beiden sogar noch ihren Vater mit, die vorweihnachtliche Reisegruppe wuchs. Gott sei Dank schluckte der familieneigene Van klaglos bis zu sechs Personen (SUVs waren Anfang der Neunziger noch nicht so en Vogue, Gott sei Dank). In dieser Konstellation fuhren wir ein paar Jahre, dann stiegen die älteren Geschwister wieder aus. Die jüngeren und die beiden Väter blieben jedoch an Bord, weit über den Zeitpunkt hinaus, an dem kleine Kinder zu Weihnachten abgelenkt werden müssen.

Im Laufe der Zeit hat sich ein festes Besuchsritual entwickelt: selbstauslösendes Erinnerungsfoto am Strand mit U-Boot im Hintergrund, durchs U-Boot mit Fotos in allen Abteilungen (viel Neues gab es da nicht zu sehen im Laufe der Jahre). Staunen über die geringe Größe der Kombüse, immer wieder. Rüber zum Ehrenmal, dort Eintrag ins Gästebuch und zu Fuß Treppe hoch auf den Turm (das wurde als Ausgleich zum langen Sitzen im Auto irgendwann verbindlich eingeführt). Oben, natürlich, wieder Fotos, dann mit dem Aufzug wieder runter, durch die Ehrenhalle, einmal rund, dabei Mütze ab, in die Ausstellung hoch und, nach einem Picknick im Auto auf dem Parkplatz, im Schneckentempo zurück durch die Probstei nach Hause. Dabei Musikuntermalung, die im weitesten Sinne als weihnachtlich durchgehen kann, unter anderem mindestens dreimal Driving home for Christmas von Chris Rea und zweimal die Fairytales of New York von den Pogues.

Das machen wir noch heute so, und wir haben es auch nie ausfallen lassen, selbst zu Coronazeiten nicht. Mal waren noch weitere Teilnehmer dabei, mal war einer krank und musste zu Hause bleiben. Aber die Tour fand statt. Immer. Zu Coronazeiten kamen wir allerdings nicht ins U-Boot und auch nicht auf den Turm, sondern mussten von unten hochgucken. Das mussten wir leider auch im letzten Jahr, denn die Öffnungszeiten waren vorverlegt worden, ohne dass wir das vorher mitbekommen hätten. Da standen wir dann vor verschlossenen Türen, als wir zur gewohnten Zeit eintrafen. Dieses Jahr wird uns das nicht wieder passieren, und im nächsten auch nicht.

Vielleicht steigt irgendwann die nächste Generation mit ein, meine Enkeltochter könnte ich auf dem Weg nach Laboe auflesen, die wohnt in Kiel. Irgendwie muss man ja für Nachwuchs bei den Turmfreunden sorgen, sonst gibt’s da nachher noch Probleme, wenn den keiner mehr lieb hat, den Turm.

Seit 2021 ist für mich ein neuer Anlass dazu gekommen, regelmäßig von dort oben aufs Meer zu schauen. Ich blicke von dort rüber zum Stollergrund und grüße meine Mutter, die dort seebestattet wurde nach einem sehr langen, spannungsreichen Leben und der ich viel zu verdanken habe.

Ob ich also will oder nicht, der Turm ist mein Ding. Verfallen lassen ist definitiv keine Option. Für mich jedenfalls nicht.

Bernhard J. Holtmann, Neumünster

 Hier ein Bild von 1996 auf dem Turm des Marine-Ehrenmals in Laboe.